SAT |
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Video SAT |
Beschreibung
Der Name SAT kommt daher,
dass dieses Manöver ende der neunziger Jahre vom Safety Acro Team entdeckt
wurde. Es handelt sich um eine Art Spirale, bei welcher der Drehpunkt nicht beim Obersegel, sondern in der Mitte zwischen Pilot und Gleitschirm
liegt. Diese Figur öffnete die Tore zu
neuen, noch nie gesehenen Figuren in der Akroszene. Das Tumbling zum Beispiel basiert auf dem SAT. Bei der Einleitung des SAT entstehen erhebliche Kräfte, es wurden 3.6 bis 4.3 G gemessen. In einem schön ausgeführten SAT, liegt nach der Einleitung die Belastung jedoch unter diejenigen einer Spirale, und auch das Sinken beträgt nur noch ca. 4 m/s. Wegen seiner flexiblen Flügelfläche ist der Gleitschirm das einzige Fluggerät, mit welchem ein SAT möglich ist. Durch die verschobene Drehachse und dem Rückwärtsflug
des Piloten, ist ein langsamer SAT eine speziell schöne Figur.
Einleitung
Um einen SAT einzuleiten, wird die kurvenäussere Traggurte, auf der Höhe der Leinenschlösser, voll nach Aussen gedrückt. Dies, um das Gewicht ganz auf die kurveninnere Seite verlagern zu können, sowie ein Eintwisten zu erschweren. Anschliessend die Bremse auf der Kurveninnenseite ziehen, wie zur Einleitung einer Spirale. Manchmal ist zur Einleitung auch eine leichte asymmetrische Spirale hilfreich. Nach etwa einer Umdrehung, wenn die Zentrifugalkraft
schon deutlich zu spüren ist, sich der Schirm aber noch nicht in einer Spirale befindet, muss die Bremse weiter nachgezogen werden. Dazu ist meistens ein wickeln der Bremsleine erforderlich. Nun folgt das Abkippen des Schirmes, die untere Flügelhälfte dreht sich nach oben. Dies ist die heikle Phase der Einleitung. Wird zu früh oder zu stark gezogen, provoziert man einen Strömungsabriss und der Schirm gerät in eine schnelle Vrille, was häufig in einem Leinentwist endet. Wird zu spät oder zu zögerlich gezogen, kommt der Schirm in eine schnelle Spirale, was aber weit weniger tragisch ist. Nach gelungener Einleitung kann die Bremse weiter nachgezogen werden wodurch der SAT langsamer, das Sinken geringer und die G-Belastung schwächer wird. Der Schirm fliegt im SAT vorwärts, der Pilot rückwärts.
Stabilisieren
Um im SAT zu bleiben, muss nur die Position gehalten werden. Traggurte rausgedrückt, Gewicht auf Kurveninnenseite verlagert und Bremse gezogen. Ein SAT kann endlos geflogen werden. The ground is the Limit.
Ausleitung
Zur Ausleitung, Bremse innert etwa 2 Sekunden freigeben, Gewicht neutralisieren und Traggurte loslassen. Ein kurzes Flattern auf der Kurvenaussenseite ist fast nicht zu verhindern und auch nicht weiter tragisch. Kann aber zum stabilisieren, nach dem Loslassen der Traggurte, mit der Bremse kurz gestützt werden. Danach geht der Gleitschirm
in die Spirale über, welche normal ausgeleitet
wird. Der SAT sollte zügig ausgeleitet werden. Je langsamer die
Bremse freigegeben wird, desto mehr Zeit hat der Schirm sich dabei in eine heftige
Spirale zu fressen.
Gefahren
Das grösste Potential für Sauereien liegt klar bei der Einleitung. Man muss sich langsam an den Punkt herantasten, wo der Schirm in einen SAT übergeht. Lieber zuwenig, statt zuviel ziehen. Dabei kann nichts weiter
passieren, als das der Schirm in eine Spirale kommt. Es muss aber ausdrücklich
davor gewarnt werden den SAT zu erzwingen, indem zu stark oder zu früh gezogen wird. Nicht selten kann so eine sehr schnelle Vrille
beobachtet werden, die häufig ein Eintwisten nach sich zieht. Beginnt
der Gleitschirm dann nicht zufällig wieder zu fliegen, bleibt mit einem Twist fast
nur noch der Notschirm. Die G-Belastung ist während der Ein- und Ausleitphase am stärksten. Es muss mit erheblichen Kräften
gerechnet werden, auf dem Arm beim raus drücken der Traggurte und (vor
allem am Biplace) auch auf der Bremsleine. Als Folge der starken Belastung
sind Muskelzerrungen an den Armen bekannt. Der SAT lässt sich
einfacher fliegen, mit Schirmen mit wenig Streckung. Der SAT
ist sonst bei Beachtung der wichtigsten Grundregeln und nicht zu 'draufgängerischer'
Ausführung, ein recht sicheres Manöver. Wie alle Akrofiguren sollte
aber auch der SAT das erste mal im Rahmen von einem Sicherheitstraining und
unbedingt mit genügend Höhe geübt werden. Voraussetzung für
den SAT ist der kontrollierte Umgang mit einer stabilen Steilspirale. Nach
der Ausleitung muss damit gerechnet werden, dass sich der Schirm in einer
Steilspirale befindet.
Häufige Fehler |
Folgen |
Abhilfe |
Zu brüskes Einleiten des Spiralansatzes |
Einseitiger Strömungsabriss |
1. Bremsen sofort lösen |
Zu starkes ziehen der Bremse bei SAT Einleitung |
Schnelle Vrille, Leinentwist, (Notschirm) |
Mit weniger Zug an die Einleitung herantasten |
Zu frühes ziehen der Bremse bei SAT Einleitung |
Schnelle Vrille, Leinentwist, (Notschirm) |
Erst ziehen wenn Schirm etwas Speed hat |
Zu zögerliche Freigabe der Bremse bei Ausleitung | Schirm frisst sich in eine schnelle Steilspirale | Bremse innert ca. 2 Sek. freigeben |
Zuwenig Gewichtsverlagerung bei Einleitung | Kein schöner SAT möglich | Aktives Fliegen mit Gurtzeug |
Keine Neutralisierung des Gewichtes bei Ausleitung | Schirm frisst sich in eine schnelle Steilspirale | Aktives Fliegen mit Gurtzeug |
Anmerkung:
Am 11.07.2003 ist der Deutsche Gleitschirmpilot Meik in Castelluccio tödlich
verunglückt. Laut Aussagen von Freunden hatte er sich in den Kopf gesetzt,
den SAT auf eigene Faust erlernen zu wollen. Die Informationen dazu holte
er sich, nebst der Befragung von anderen Piloten, von der Beschreibung auf
dieser Seite. Die Auswertung des Unfallherganges ergab, dass Meik höchstwahrscheinlich
nach der Ausleitung des SAT, sich in einer stabilen Steilspirale befand, welche
er nicht mehr auszuleiten vermochte. Einige Beiträge
zu diesem Thema sind im DHV-Forum zu finden.
Wir vom Paragliding-Davos Team möchten unser aufrichtiges, tiefes Beileid
aussprechen an alle Hinterbliebenen von Meik.
Natürlich haben wir uns lange Gedanken über Sinn und Unsinn dieser
Figurenbeschreibungen gemacht. Schlussendlich denken wir aber, überwiegen
die Vorteile diese Informationen zur Verfügung zu stellen. Ganz nach
dem Leitsatz in unseren Sicherheitshinweisen: "Profitiere von den Erfahrungen
anderer. Es ist nicht nötig, dass jeder alle schlechten Erfahrungen selber
machen muss!!" In diesem Sinne hoffen wir, mit dieser Arbeit mehr Unfälle
verhindert, als gefördert zu haben.